Grazer Keplerspatzen

Kommende Auftritte und Konzerte

Dienstag, 20. Mai 2025
19.00 Uhr
Turnsaal Keplergymnasium, Graz

Sing!

Das Singen, das Thema des kommenden Chorkonzerts der Grazer Keplerspatzen, entspringt, wie das Sprechen auch, dem Zusammenspiel von Lunge, Zwerchfell, Kehlkopf und Stimmlippen mit den Resonanzräumen im Kopf und gehört zu den komplexesten menschlichen Bewegungsabfolgen überhaupt. Das Sprechen dient der Kommunikation. Aber, warum singen wir eigentlich? Aus evolutionärer Perspektive wird vermutet, dass das Singen von jeher etwas mit der Stärkung des Gruppenverbandes und der Pflege des Gemeinschaftsgefühls zu tun hat. Denken wir an das Singen beim gemeinsamen Arbeiten, das dabei hilft aufeinander abgestimmt zu sein; oder an das gemeinsame Singen abends am Lagerfeuer, das die Raubtiere fernhalten soll. Aber wie verhält es sich mit dem berühmten Singen unter der Dusche? Diese Frage werden die Keplerspatzen heute vielleicht nicht abschließend beantworten, aber vielleicht können sie zumindest etwas Material für dieses liebste Hobby vieler Menschen bereitstellen: Nach einem feierlichen Einstieg mit Georg Friedrich Händels „Sing for Joy“ aus dem Oratorium „Judas Maccabaeus“ erinnert uns Thomas Arne, ein englischer Komponist des 18. Jahrhunderts, daran, dass eigentlich jeder Tag zum Singen geeignet ist („Which is the properest day to sing?“). Weitere musikalische Stationen sind das „Frisch gesungen“ von Friedrich Silcher, dem deutschen Liedkomponisten des 19. Jahrhunderts, sowie der „Kaiserwalzer“ von Johann Strauss in der Textfassung des Chormitglieds Daniel Horiatakis, der diesen zum „Spatzenwalzer“ umgedichtet hat, in welchem das Leben als Keplerspatz in all seinen Facetten besungen wird. Auch Volksweisen, die sich mit dem Singen auseinandersetzen, dürfen im Programm natürlich nicht fehlen („Wo man singt“, „Sing a Liadl mit mir!“, „Singan und Soatn schlagn“) und ebenso wenig Betrachtungen, die mit einem Augenzwinkern versehen sind, so etwa „Heut singt der Salamanderchor“ in den witzigen Worten von Robert Gernhardt und der Vertonung von Ingo Bredenbach. Mit einer ironischen Note ist auch der Welthit „I Sing, You Sing“ des schwedischen Vokalensembles „The Real Group“ versehen: Hier werden Melodien besungen, die sich zuweilen zu lästigen Ohrwürmern entwickeln. Es folgen weitere zeitgenössische Meisterwerke der englischen und insbesondere US-amerikanischen Kompositionskunst, die mit ihren zugleich eingängigen und erfrischenden Melodien zum Träumen einladen. Besonders hervorgehoben sei das Werk „Sing Gently“ von Eric Whitacre, nicht nur wegen seiner schlichten Schönheit, sondern auch weil seine Geschichte die verbindende Kraft des Singens in unserer digitalisierten Gesellschaft auf eindrucksvolle Weise demonstriert. Der Komponist hatte das Lied 2020 während des ersten Corona Lockdowns geschaffen und in ihm seine Eindrücke verarbeitet. Bereits im Sommer desselben Jahres wurde das Stück im Internet von fast 20000 Sängerinnen und Sängern aus über 100 Ländern gesungen und in einem Zusammenschnitt präsentiert. Damit gehört es zu den eindrucksvollen Zeugnissen menschlichen Zusammenhalts in dieser schwierigen Zeit der Distanz. Dass dieser Zusammenhalt besonders durch das Singen möglich ist, gehört zu den Grunderfahrungen jeder Chorsängerin und jedes Chorsängers. Deshalb möchten Ihnen die Grazer Keplerspatzen heute das eine oder andere Lied davon singen.
Grazer Keplerspatzen 

Klavier: Alekesey Vylegzhanin 

Leitung: Ulrich Höhs

Einige Konzerte der vergangenen Jahre

6. April 2025 - Großer Kammersaal, Graz

Carl Orff: Carmina burana

Jake Runestad: Ritual 
Ryan Main: Legatum 

Die "Carmina burana" hat seit der Uraufführung 1937 durchschlagende Erfolge verbucht und erfreut sich ungebremster Popularität beim Publikum. Das Werk fasziniert durch seine mitreißenden, archaischen Rhythmen und seine mittelalterlichen Texte, wodurch sich die Zuhörer in eine ferne Vergangenheit versetzt fühlen, die geprägt war von Aberglauben und Endzeitstimmung, aber auch freudiger Lebensbejahung und derber Komik. Das Treiben der Menschen ist dabei fest in das Rad des Schicksals eingespannt, welches sich unerbittlich dreht und so über Wohl und Weh, Glück und Unglück der Menschen entscheidet. Ob König oder Lebemann, alle erwarten ihren Urteilsspruch durch Fortuna, der Göttin des Schicksals, und so gilt es, sie milde zu stimmen, bevor Tanz und Reigen beginnen. Die Anrufung der Göttin umspannt das eigentliche Treiben, welches aus Tänzen und Liedern, Trinkgelagen und Festen, sowie der Huldigung von Schönheit und Liebe besteht. Die Grazer Keplerspatzen werden das Werk in einer spannungsgeladenen Fassung für zwei Klaviere, Blechbläser, Flöten und umfangreiches Schlagwerk aufführen, wodurch dem Gesang noch mehr Gewicht als in der Orchesterfassung verliehen wird. 

Ergänzt wurde das Programm von zwei 2023 entstandenen, sich in das Klangbild sehr gut einfügenden Neukompositionen: Einmal dem rasanten "Legatum" (dt. Vermächtnis) des amerikanischen Komponisten Ryan Main (*1984) mit modernem lateinischen Text, synkopierten Rhythmen und faszinierenden Harmonien begleitet von Klavier und Schlagwerk. Die im Text aufgeworfenen Fragen sind nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern berühren Grundlegendes, das in unserem täglichen Leben Relevanz und Dringlichkeit haben kann. 

Und: "Ritual", einer rhythmisch treibenden Erzählung von Jake Runestad (*1986), die eine künstlich geschaffene Sprache für farbenfrohe klangliche Effekte verwendet. Der Titel spielt auf gesellschaftliche Rituale an, die nur um der Tradition willen fortbestehen, aber eigentlich ein tieferes Nachdenken und Überdenken erfordern würden. Schlagwerk und der Chor wüten mit düsterer Intensität, während eine einsame Solistin eine weichere, nachdenklichere Perspektive bietet. Trotz des Versuchs der Solostimme eine Veränderung herbeizuführen, wird diese zarte Stimme letztlich von der Macht der Tradition überrollt, und der Chor - mit erdigem, schroffen Klang mitunter am Rande des Brüllens - sowie die Trommeln übertönen jede alternative Perspektive.
Grazer Keplerspatzen 
SoundINNbrass 
Schlagwerkensemble Konservatorium Graz 
Klaviere: Aleksey Vylegzhanin, Levon Avagyan 

Philipp Schöllhorn - Bariton 
Tetiana Miyus - Sopran 
Jakob Nistler - Tenor 

Leitung: Ulrich Höhs.